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AutorenbildStefanie Schwab

Einweihung in Nepal 2014 - "so many animals!" 🦏

Aktualisiert: 7. März 2023


Eine besondere Reise zu meinem 40. Geburtstagsjahr wird zum echten Abenteuer. Rahmenhandlung ist eine Gruppenreise nach Nepal im März 2014 mit Trekking in der Annapurna Region und anschließendem Aufenthalt nahe des subtropischen Chitwan Nationalparks - zur Beobachtung von Panzernashörnern! Diese Wanderung bereitet mir bis heute erhöhten Pulsschlag und feuchte Hände. Hier die Geschichte mit vielen Bildern.




Willkommen in Chitwan

Was passierte vor dem "Jungle Walk": unsere Route führte uns in die Annapurna Region, in der wir über mehrere Tage von Hütte zu Hütte wanderten. Eine klare, ruhige, wunderschöne Landschaft mit Achttausendern wie eine Fotoleinwand hinter der "normalen" Bergkulisse. Mein ganz persönlicher Traum! Und dazu eine völlig unbedenkliche Tierwelt - noch 😊


Die Ankunft in der von Flora und Fauna strotzenden subtropischen Region ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Überall summt, brummt, trötet es. Elefanten auf den Straßen, überall Menschen, Pflanzen, Tiere - wie die Krokodile am hotelnahen Fluss. Krokodile! In Sichtweite! Hatte ich das bei der Reisebuchung gewusst? Echt? Ich wollte ja nicht "nur" 40 werden...

Erste Ahnungen über die geänderten Bedingungen steigen in mir auf...




Vorbereitung auf den Jungle Walk


Von einem guten Freund weiß ich, dass er bei einem Jungle Walk in der gleichen Region keinerlei größere Tiere gesehen hat - schade, wie er findet. Von unserer sympathischen und sehr erfahrenen Reiseleiterin höre ich, dass "wir uns keine Hoffnungen machen sollen, man sieht sowieso nix". Meine Ahnungen sagen mir jedoch, dass es anders kommen wird.

Als ich in der Nacht vor dem Jungle Walk dann noch den Reiseführer auf der Seite aufschlage, die schreibt: "Wussten Sie, dass in Nepal mehr Menschen bei der Beobachtung von Wildtieren ums Leben kommen als im Gebirge?", ist für mich die Nacht eindeutig kurz.


Als einzige komme ich still und introvertiert zum sehr frühen Frühstück vor Sonnenaufgang und möchte "danke, nein, nichts essen". Lieber nicht. Was nicht drin ist, will nicht raus. Ich kaue noch an den Ahnungen der letzten Nacht. "Sie werden doch sicherlich Waffen zur Verteidigung dabei haben", sagen einige. Hm, in diesem Glauben kann man schon mal drei Brötchen essen und fröhlich lachen. Sie werden nicht Recht behalten.


Wir brechen in der Morgendämmerung auf. Eine wunderbare Atmosphäre. Unsere toll harmonierende Gruppe von Abenteuer Anfängern wird in zwei Einbaum Boote dirigiert und gleitet in der magischen Morgenstimmung über den ruhigen Fluss. Ich fühle Dankbarkeit mit einem Anflug von Lebensabschied. Etwas sagt mir, die Flussfahrt könnte der angenehmste Teil werden - trotz der kreuzenden Krokodile...




Das Abenteuer beginnt


Wir landen mit unseren beiden nepalesischen Wanderführern am schlammigen Ufer der Halbinsel des Nationalparks. Wir steigen aus, die Boote kehren um. Bis zu diesem Moment erwarte ich die beiden Ranger, die uns in gepanzerten Jeeps am schlammigen Ufer in Empfang nehmen und sagen: "Natürlich müsst ihr nicht in euren hübschen europäischen Wanderschuhen ungeschützt durch den Dschungel laufen. Wir beschützen euch!". Sie kommen nicht. Offensichtlich stehen Touristen nicht auf der Roten Liste schützenswerter Arten. Sie dürfen heute selbst die Verantwortung tragen, wenn sie sich aus einer Mischung von Unwissenheit und Neugier in fremde Gebiete wagen, von denen sie weder Ahnung noch Ausstattung haben. Diese Menschentypen schienen im Reiseführer wohlbekannt zu sein.



Was ich sehe, wenn ich an mir herunterschaue, ist lächerlich: "Me, myself and my Wanderschuh" - in nur wenigen Sekunden auf Platz 1 der Nahrungskette. Das nenne ich Pioniergeist. Mein ängstlicher Geist sucht mittlerweile nach einem Seil, das von dem Hubschrauber herabgelassen wird, der gekommen ist, um mich zu retten. "Holt mich hier raus, ich bin ein Star!", denke ich. Offensichtlich bin ich keiner. Kein Hubschrauber in Sicht.


Unsere beiden mit Wanderstöcken bewaffneten Führer stellen sich vor - sehr sympathisch wie alle Nepalesen, die wir bisher kennengelernt haben. Weniger magenfreundlich sind die Ausführungen ihrer Vita (was man in Nepal durchaus mit "Überleben" übersetzen könnte). Stolz und dankbar seien sie für ihre Jobs. Beide Anfang 30 erwähnen sie im Nebensatz, dass die meisten ihrer Geschwister bereits verstorben seien. An dieser Stelle meldet sich mein Magen deutlich. Ob diese Geschwister den gleichen Berufen nachgegangen sind, ist unwesentlich. In Nepal liegen Leben und Tod so viel näher zusammen als bei uns. Das ist mir auf dieser Reise schon mehrfach bewusst geworden.



Unsere temporäre Wahlfamilie aus vollkommen unerfahrenen Touristen und zwei tapferen Wanderführern macht sich auf den Weg. Wir stiefeln von der feuchten Böschung am Fluss in den dichten Wald. Eigentlich ein Wald wie zuhause in den Auen, sage ich mir (Strategie: Vertrauen in die Situation gewinnen). Hohes Gras, Unterholz, eher wenige Bäume. Eine Kurzeinführung in das "Wie verhalte ich mich im Ernstfall, wenn ein Nashorn auf mich Kurs nimmt" macht mein Vertrauen zunichte. Denn sie besagt: verstecke Dich hinter einen Baumstamm oder klettere auf einen Baum. Die meisten der ohnehin wenigen Baumstämme sind so schmal, dass ich mich nicht dahinter unsichtbar machen kann. Und ich bin kein "Mann wie ein Baum". Das Herz rutscht tiefer in meine Funktionshose.


Der Ernst meiner Lage ist mir nun klar. Meine Sinne sind geschärft. Jetzt gilt's. Das Abenteuer beginnt. Ich beschließe, mich stets hinter dem Führer zu halten. Schließlich hat er mehr Erfahrung als ich und bis heute überlebt. "Das wird schon!", spreche ich mir mutig zu. Und glaube es nicht. Nach nur wenigen Schritten kommt es zum ersten Höhepunkt des Tages...




A Tiger Footprint - don't worry


Auf einem Trampelpfad tauchen wir in das Gestrüpp des Waldes ein. Ich folge dem Führer so dicht, dass er meinen schnellen Atem spüren muss. Plötzlich schießt ein beißender Geruch in meine Nase. Igitt, woher kenne ich dieses Ammoniak getränkte Aroma? Bilder aus meiner Kindheit im Zoo tauchen auf. Zoo.... Raubtierhaus.... große Katzen in engen Käfigen.... Genau! Uringeruch von Raubkatzen, das ist es!

Hm, kann eigentlich nicht sein, denke ich. Das wär ja sonst gefährlich, wenn wir so rumspazieren - unter dieser Kategorie von Raubtieren. Hoffe ich. Der Geruch ist weiterhin stark, meine Irritation auch.


Beim nächsten Schritt sehe ich deutlich vor mir eine feuchte Fußspur, der Abdruck einer großen Katzentatze. Ich klopfe dem Führer hektisch auf die Schulter und zeige auf den Abdruck.


"Excuse me, what is THIS?", frage ich alarmiert. In dem typisch nepalesischen, lockeren Englisch-Singsang antwortet er sanft: "Ah, don't worry, it's a tiger footprint. They only come early in the morning to the water." Tatsächlich bin ich very worried: "Äh, IT IS early in the morning and HERE is the water!", ich zeige zum Wasser neben uns. Er tätschelt beruhigend meine Hand: "Don't worry". Jetzt bin ich alarmiert!


Einmal Adrenalinrausch in 5 Sekunden. Ich fühle mich von dem riechbar anwesenden Tiger deutlich beobachtet. Spüre seinen Atem in meinem Nacken wie unser Wanderführer zuvor den meinen. Zwar sehe ich den Tiger nicht, doch glaube ich, er sieht mich bzw. uns. Keine Aussicht auf Flucht oder Rettung. An Nashörner haben wir gedacht, an Tiger nicht. Das möchte man keinem D-Promi im Dschungelcamp zumuten. Panik!


Genau an dieser Stelle des Weges beginne ich zu beten - und werde dies durchgängig bis zum Verlassen des Dschungels fortführen, was noch eine Weile dauern wird.



Nashorn Mama mit Kind - wo ist Papa?


Nur wenige schweißgebadete Schritte später stellt sich die erste Sensation der Wanderung ein - und unsere spontane Baumtauglichkeit wird geprüft! Überrascht stoßen wir auf eine Nashorn Mama mit Kind. Beide rund zehn Meter von uns entfernt. Um uns herum ein paar dünne Bäumchen. So treffen Gefahr und Begeisterung aufeinander. Unsere Truppe erstarrt und die Führer weisen uns hektisch wedelnd hinter die Bäumchen.



Fortsetzung folgt!







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